Wenn es die Natur nicht gegeben hat, kann es oftmals die Kunst regeln – in der Kosmetik jedenfalls. Was Extensions für die Haare oder verlängerte Wimpern für die Augenlider sind, sind künstliche Fingernägel für die Hände. Die sind natürlich auch ein wichtiges Styling-Element. Sie helfen auch, Probleme mit den natürlichen Fingernägeln zu kaschieren. Die sehen besser und – sofern von einer kundigen Kosmetikerin gemacht – auch so gut wie natürlich aus.
Probleme mit den Naturfingernägeln
Fingernägel sind ein häufiger Grund für Frust: Sie sind zu dünn, sie sind brüchig oder durch Fingernägelkauen belastet. Alles Probleme, die für eine unschöne Optik an den Fingernägeln sorgen, aber alles Probleme, die durch künstliche Fingernägel gelöst werden können. Und sofern die Kunstnägel fachmännisch angebracht werden, werden aus den 10 Problemfällen an den Fingern ganz schnell 10 kleine Kunstwerke.
Wie werden künstliche Fingernägel gemacht?
Um dieses Ziel zu erreichen, geht die Nageldesignerin in mehreren Schritten vor. Zuerst werden die Naturfingernägel entweder mit konzentriertem Alkohol oder einer Feile vorbehandelt. Nun folgt der Primer, also eine Grundierung. Hier Achtung: Manche Primer sind leicht säurehaltig und greifen die Substanz der Nägel an, während moderne Pflegeartikel schonender sind und Verbindungen zum Nagelkeratin aufbauen.
Gel, Pulver oder Fiberglas
Nun erfolgt die eigentliche Herstellung der künstlichen Fingernägel. Dazu werden entweder Kunststoff-Nagelverlängerungen an die Spitzen geklebt, die dann mit Pulverfluid, Gel oder Fiberglas überzogen werden. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, die künstlichen Fingernägel anhand einer vorher erstellten Schablone herzustellen – so geht das übrigens auch bei French Nails.
Der Stoff, aus dem künstliche Fingernägel sind
Wie eben schon angedeutet, gibt es verschiedene Materialien, aus denen künstliche Fingernägel bestehen können. Im Großen und Ganzen sind es drei, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Wir stellen sie kurz vor:
Künstliche Fingernägel aus Fiberglas
Die moderne Variante mit Fiberglas klingt sehr kompliziert und schon fast wissenschaftlich, zaubert aber ein wunderbares Ergebnis auf die Nägel. Künstliche Fingernägel mit dem Fiberglas-System werden mittels eines Klebstoffs auf die Nägel aufgebracht. Soweit so unspektakulär. Aber jetzt: Auf den Kleber legt die Nageldesignerin filigrane Netzchen aus Fiberglas und besprüht das Ganze dann. Das entsprechende Spray löst eine chemische Reaktion aus, die den Kleber nahezu augenblicklich erhärten lässt.
Vorteile:
Sehr gut geeignet, um Risse zu richten.
Sehr dünn und trotzdem sehr hart.
Können in einem Acetonbad komplett abgelöst werden.
Nachteile:
Das Acetonbad kann für empfindliche oder verletzte Haut schwer verträglich sein.
Diese Methode erfordert sehr viel Expertise, sollte also lieber nicht in Eigenregie durchgeführt werden.
Künstliche Gelnägel
Das Aufbringen von Gelnägeln – auch Shellac Nägel genannt – ist für die Nageldesignerin eine recht bequeme Sache, denn die künstlichen Fingernägel erhärten nicht, bevor sie nicht mit ausreichend (aber laut Gesundheitsamt unbedenklich viel) UVA-Licht bestrahlt wurden. Dabei verbinden sich dann die Gel-Moleküle, man könnte auch sagen, das Gel verfestigt sich. Dabei entsteht eine Wärme von ca. 60 °C, es entstehen aber keinerlei Dämpfe.
Vorteile:
keine Dampfentwicklung
ziemlich elastisch
Nachteile:
relativ dick
um sie zu entfernen, müssen Gel-Nägel abgeschliffen werden
herauswachsen lassen dauert bis zu 6 Monate
Acrylnägel (Pulverflüssigkeit-Methode)
Während es bei den Gelnägeln noch ganz ruhig und beschaulich vonstattengeht, ist bei Acrylnägeln Eile angesagt. Denn sofort nach der Mischung fangen das Acrylpulver und das Aktivatorfluid an, sich zu erhärten. Bei diesen chemischen Prozessen entsteht, anders als vorher bei den Gelnägeln, durchaus Dampf, der auch nicht eingeatmet werden sollte. Eine Abzugshaube und ein gut durchlüftetes Nagelstudio sind hier von Vorteil.
Vorteile:
sehr dünne, relativ feste Nägel
Nachteile:
beißende Dämpfe beim Erhärten
um sie zu entfernen, müssen Gel-Nägel abgeschliffen werden
Wie lange halten künstliche Fingernägel?
So groß die Unterschiede zwischen den drei Hauptvarianten künstlicher Fingernägel auch sind, eines haben sie alle gemeinsam: Sie wachsen mit dem Naturnagel mit, denn sie sind mit ihm verbunden. Nach spätestens einem Monat ist dann unter den künstlichen Fingernägeln der Ansatz des darunter liegenden Naturnagels zu erkennen. Dann heißt es: Wieder ab ins Nagelstudio, erneuern lassen, auffüllen oder entfernen.
Probieren Sie künstliche Fingernägel vorher aus
Wenn Sie noch neu im Thema künstliche Fingernägel sind, würden wir Ihnen dazu raten, das Ganze vielleicht erst einmal mit einem einzelnen Nagel auszuprobieren. Die Umstellung im Alltag sollten Sie nicht unterschätzen, außerdem können Sie so auch prüfen, ob Sie mit der Arbeit der Nageldesignerin (und auch mit der Qualifikation und der Hygiene im Studio) zufrieden sind. Auch mögliche allergische Reaktionen können in der Probezeit eruiert werden. Falls sich allergische Reaktionen zeigen, ist das noch kein Argument grundsätzlich gegen künstliche Fingernägel. Vielleicht tut es auch ein anderes System.
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